Stuttgarter Zeitung / Stuttgarter Nachrichten und Recherchekooperation veröffentlichen politische Analyse von TikTok-Userfeeds

15. Mai 2025

Stuttgart, 15. Mai 2025 Eine Recherchekooperation von Stuttgarter Zeitung / Stuttgarter Nachrichten mit dem Bayerischen Rundfunk, dem Weizenbaum-Institut und der Universität Zürich hat den bislang größten Datensatz zu echten Tiktok-Userfeeds analysiert – für die Zeit zwischen Anfang Januar und Ende Februar 2025, mit Fokus auf die Bundestagswahl. Als Datenspenden flossen die vollständigen Feeds von 681 politisch überdurchschnittlich interessierten Tiktok-Nutzerinnen und -Nutzern in die Datenbank ein. Die wichtigsten Ergebnisse werden heute auf den Websites von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten
(www.stuttgarter-zeitung.de/dein-feed-deine-wahl und www.stuttgarter-nachrichten.de/dein-feed-deine-wahl) sowie im Tagesschau-Podcast „11KM“ veröffentlicht:

− Politik ist selbst unter politisch interessierten Usern kurz vor der Bundestagswahl eine Randerscheinung. Nur 3,7 Prozent der Videos im durchschnittlichen For-You-Feed haben ein Hashtag, das auf politischen Content hinweist. Männer bekommen doppelt so oft wie Frauen solche Videos angezeigt, folgen aber auch häufiger Parteiaccounts.
− Ohne Influencer geht nichts. Nur je ein Prozent der Videos im durchschnittlichen For-You-Feed stammt von Parteien- oder Politiker-Accounts. Ähnlich viele stammen von Influencern oder ähnlichen Kanälen, die den Parteien und ihren Inhalten nahestehen. 150 Influencer-Accounts erreichen dabei in etwa gleich viele User wie die mehr als 500 offiziellen Accounts von Parteien und Politikern.
− Es gibt eine links-grüne Filterblase. Die teilnehmenden User wurden gefragt, wem sie bei der Bundestagswahl ihre Zweitstimme geben. Linkspartei-, SPD- oder Grünen-Wähler bekamen durchweg Videos aller drei Parteien zu sehen – und so gut wie keine Videos von AfD, CDU und FDP. Dies deutet auf wenig trennscharfe Themen innerhalb dieses Milieus hin. Für eine Analyse des rechten Meinungsspektrums ist der Datensatz nicht aussagekräftig genug, weil zu wenige teilnehmende User diesem zugeordnet werden können.

Die Datenspenderinnen und Datenspender konnten über eine DSGVO-Regelung ihre bei Tiktok gespeicherten Daten herunterladen und sie über ein vom Data Donation Lab der Universität Zürich bereitgestelltes Formular anonym hochladen (https://www.dein-feed-deine-wahl.de). Anschließend haben das Datenjournalismus-Team von Stuttgarter Zeitung / Stuttgarter Nachrichten und das Team BR Recherche/BR Data die Daten analysiert. Die Daten werden separat von Forscherinnen und Forschern des Weizenbaum-Instituts ausgewertet und der Forschungscommunity zur Verfügung gestellt. 

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